Lesetipps Sexarbeit: Einstieg ins Thema

Oft werde ich nach Einschätzungen und Hintergrundinfos zum Thema Sexarbeit gefragt – von meinen Gäst_innen, von Bekannten aber auch von Fremden, wenn im Smalltalk die Frage nach dem Beruf kommt (die im Smalltalk eigentlich immer irgendwann kommt). Zu vielen Fragen bin ich selbst nicht Expertin. Allerdings habe ich in den letzten Jahren viele gute Bücher, Artikel und Blogs zum Thema gefunden. In der Reihe „Lesetipps Sexarbeit“ möchte ich sie mit euch teilen. Diesmal drei Tipps zum Einstieg ins Thema Sexarbeit in Deutschland.

Ein guter Startpunkt für alle, die erst einmal nur einen einzigen Text lesen wollen, ist der Überblicksartikel Prostitution in Deutschland – Eckdaten und Veränderungen durch das Internet von Nicola Döring, der 2014 in der Zeitschrift für Sexualforschung erschienen ist. Dort sind so ziemlich die aktuellsten verfügbaren Informationen (und viele bestehende Informationslücken) zusammengetragen, alles mit entsprechenden Literaturhinweisen für die weitere Recherche.

Missy Magazine 01/14Neben Forscher_innen kommen im Dossier „Kein Beruf wie jeder Andere“ des Missy Magazine von 2014 auch Sexarbeiter_innen als Expert_innen für Sexarbeit zu Wort. Klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht. Es geht im Dossier um die Arbeit, den Alltag, die persönlichen Erfahrungen, um Stigma, um Feminismus und um gesetzliche Regulierung, auch um das schwedische Modell. Das Dossier liefert einen ganz guten Einstieg in Sichtweisen, Standpunkte und Argumente der immer noch aktuellen Debatte und geht dabei an vielen Stellen einen Schritt tiefer als die meisten Artikel, die es in der Presse zur Sexarbeit zu lesen gibt. Nur ein Teil der Texte ist online zu lesen:

  • Roundtable: Erotisches Kapital – Kann Sex eine Dienstleistung sein? Stabilisiert Prostitution die bestehenden Geschlechterverhältnisse oder stellt sie sie auf den Kopf? Und warum hängen sich gerade FeministInnen so sehr an diesem Thema auf? Ein Gespräch mit drei ExpertInnen über Sex, Moral und Begehren.
  • Schuss nach hinten – Im Interview erklärt die Wissenschaftlerin Susanne Dodillet, warum wir den Erfolgen der schwedischen „Freierbestrafung“ misstrauen sollten.
  • Das schwedische Sexkaufverbot – In diesem wissenschaftlichen Beitrag kritisieren Dr. Susanne Dodillet und Petra Östergren das schwedische „Sexkaufverbot“ und liefern Hintergründe zur schwedischen Gesetzgebung.

Das Heft (Ausgabe 1/2014) kann unter abo@missy-mag.de nachbestellt werden.

Sexarbeit. Prostitution - Lebenswelten und Mythen.Wer noch etwas mehr Zeit und Muße mitbringt, mag vielleicht in Sexarbeit: Prostitution – Lebenswelten und Mythen stöbern. Elisabeth von Dücker hat diesen gut recherchierten Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung des Museum der Arbeit in Hamburg 2005 herausgebracht. Vieles von dem, was 2005 geschrieben wurde, ist heute noch ähnlich aktuell, auch wenn die gesetzliche Lage sich vielleicht bald ändert. Mit seiner lebendigen Mischung aus Forschungsergebnissen, O-Tönen, Texten und Bildern macht er auch einfach Spaß beim Durchstöbern und Lesen. Wer sich den dicken Schinken nicht gleich zulegen mag, findet ihn zur Ausleihe in vielen Unibibliotheken.

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